Warum Frauen in der Pension oft alt aussehen

Warum Frauen in der Pension oft alt aussehen

Gedanken einer Bundesrätin:

Vor Kurzem hat sich eine meiner Bekannten scheiden lassen. In ihrer Beziehung hat hauptsächlich sie sich um die Kinder gekümmert, 16 Jahre lang ist sie zu Hause geblieben. Heute, mit Anfang 50, geht sie gerne wieder arbeiten. Doch sie weiß schon heute: Ihre Pension wird so niedrig ausfallen, dass sie davon nicht wird leben können. So wie ihr wird es in den kommenden Jahren vielen Frauen in Vorarlberg gehen. Denn mit jedem Jahr, in dem eine Frau (oder auch ein Mann) keiner Erwerbstätigkeit nachgeht, verringert sich die Höhe der Pension um rund 2,8 Prozent. Dazu kommt, dass viele Frauen sich für einen Wiedereinstieg in Teilzeit entscheiden. Weil sie die Kinderbetreuung nicht oder zumindest nicht ganz in fremde Hände geben wollen, oder weil es an geeigneten Angeboten fehlt. Fakt jedenfalls ist, dass 50 Prozent aller Frauen in Teilzeit arbeiten. Und schon jetzt weiß man: 60 bis 70 Prozent dieser Frauen werden höchstens die Mindestpension erhalten und dadurch im Alter stark armutsgefährdet sein.

60 bis 70 Prozent aller Frauen in Teilzeit werden höchstens die Mindestpension erhalten

Die ersten Jahre der Kinderbetreuung sind in der Pensionsversicherung recht gut abgedeckt. Gefährdet ist die Altersversorgung hauptsächlich durch eine Teilzeitbeschäftigung über zu viele Jahre mit zu wenigen Stunden. Das heißt aber nicht, dass jede Frau Vollzeit arbeiten muss, wenn sie das nicht kann oder will. Bereits mit einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 20 auf 30 Stunden fällt die Pension nach 15 Jahren um 10 Prozent höher aus.

Automatisches Pensionssplitting als Teil der Lösung

Gerade in ländlichen Gegenden ist dafür der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote enorm wichtig. Doch auch wenn eine Frau zu Hause bleiben möchte, muss es eine Lösung geben, die Altersarmut ausschließt. Eine Möglichkeit, die ich persönlich als gut und wichtig empfinde, ist das automatische Pensionssplitting. Diese Option ist bereits im Regierungsprogramm enthalten, wird jedoch noch kontrovers diskutiert. Die einen sehen darin eine faire Möglichkeit, die Care-Arbeit gerecht zu entlohnen, für die anderen steigt dadurch die Gefahr, dass traditionelle Rollenbilder weiter gestärkt werden. Ich bin der Meinung, dass automatisches Pensionssplitting gerade für jene Frauen eine Chance auf Wahlfreiheit ist, die hauptsächlich wegen der Altersvorsorge wieder arbeiten gehen – und das sind immerhin 80 Prozent. Mein Ziel ist es, dass möglichst bald jede Frau, jedes Paar und jede Familie das für sich passende Lebensmodell frei von äußeren Einflüssen wählen kann. Dafür arbeite ich nicht nur als Bundesrätin, sondern auch als Mutter, die diese Möglichkeit zum Glück jetzt schon hat.

Heike Eder (34)
ist Abgeordnete der ÖVP im österreichischen Bundesrat. Die ehemalige Skirennläuferin, Personal-Managerin in Karenz und zweifache Mutter setzt sich dort insbesondere für Fragen zu Arbeit, Familie, Sport und Behinderung ein. www.heike-eder.at 

Foto: Daniel Mauche


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